Ein Film von Franz Müller
HAPPY HOUR, das ist in diesem Fall die Bezeichnung für das regelmäßige Schäferstündchen von HCs Frau und ihrem Liebhaber, wie der gehörnte Ehemann zufällig per fehlgeleiteter SMS erfährt. Zutiefst erschüttert, aber friedfertig wie eh und je, klagt er seinen Jugendfreunden Wolfgang und Nic sein Leid. Die reagieren mäßig mitfühlend – fühlen sich aber trotz eigener Probleme in Beziehungsdingen dazu berufen, HC und seine Männlichkeit zu retten. So fliegt das ungleiche Trio zu einem Kurztripp in Wolfgangs Cottage in Irland, wo sie es in rauer Natur und bei viel Guinness ordentlich krachen lassen wollen. Wolfgangs spießige Hausregeln stehen dem wilden Leben zunächst noch mehr im Weg als HCs Lethargie, doch als die irischen Frauen ins Spiel kommen, sieht sich jeder der Dreien plötzlich vor ganz eigene Aufgaben gestellt, und auch die in fester Rollenverteilung erstarrte Freundschaft erlebt eine Zerreißprobe… Auch wenn Männer hier die Hauptrollen spielen, ist HAPPY HOUR gerade deshalb (auch) ein Frauenfilm – denn es macht einfach Spaß zu erleben, wie Männer unter sich so sind. Und wie diese drei Archetypen des Softies, des Machos und des Besserwissers in ihrem Selbstvertrauen erschüttert werden und mühsam versuchen, sich selbst und das Leben neu zu verstehen. Männer werden sich selbst erkennen und Frauen die Gelegenheit bekommen, dabei zu sein, wie es unter Männern zugehen kann, wenn man sie alleine lässt. Regisseur und Drehbuchautor Franz Müller (DIE LIEBE DER KINDER) interessiert sich in HAPPY HOUR sehr für das Komische im Tragischen. Wieder einmal beweist er sein Gespür fürs tief Menschliche sowie für authentische Situationen und Dialoge. Dass er damit für großen Spaß beim Dreh gesorgt hat, ist den drei Hauptdarstellern durchweg anzusehen. HAPPY HOUR zeigt uns auf gut gelaunte Art und Weise Männer am Tiefpunkt, die ihre Kauzigkeiten kultiviert haben. Und die bei allen Marotten lebensnah und liebenswert sind, und wirklich ALLES füreinander tun…
Inhaltsangabe
Hans-Christian, den alle nur HC nennen, steht vor einem Scherbenhaufen. Seine Frau hat ihn verlassen nach einer wohl schon Jahre dauernden Beziehung zu einem anderen Mann. Er ist am Boden zerstört, Mitte vierzig, und hat nichts außer ein paar Pfunden zu viel und seinen beiden Jugendfreunden Wolfgang und Nic. Zusammen bilden die drei ein ungleiches Trio, das vor allem die Nostalgie der gemeinsamen Jugend zusammenhält. Wolfgang, ganz der Tiefenpsychologe (‚Ich hätte die Alte einfach vermöbelt’), hat die Lösung: HC muss für sich geradestehen! Er muss lernen, NEIN zu sagen! Er muss, er muss, er muss... - sofort mit ihnen nach Irland in den Kurzurlaub fahren! In Wolfgangs Cottage mit tausend Hausregeln und Bio-Energie-Anlage. Denn in Irland ist das Leben noch frei: Kühe, Guinness, Regen, Whiskey, Frauen und noch mehr Guinness. Hier kann man Angeln, Party machen und nackt Holz hacken. Hier kann man die gemeinsame Jugend wiederaufleben lassen – hier kann man endlich wieder der Mann sein, der Mann immer war.
Doch die Holzhammertherapie geht nach hinten los: die Fassade bröckelt auch bei den beiden vermeintlich erfolgreichen Freunden. Und die Frage stellt sich, was Freundschaft überhaupt ist, wenn sie nur zur Bestätigung des eigenen Bildes von sich dienen soll.
Director's Note von Franz Müller
Es geht um drei Mitte 40-jährige Männer. Und es geht um das, was dieses Alter mit sich bringt: Halbwahrheiten, das Gefühl, dass das Leben schon mehr als zur Hälfte gelebt ist, dass bestimmte Wünsche nicht in Erfüllung gegangen sind und gleichzeitig der Impuls, dass da vielleicht doch noch etwas geht. Es geht um Kompromisse bis hin zum Kompromittiert-sein und um den manchmal nicht sehr erwachsenen, aber menschlichen Wunsch, aus diesem Leben voller Kompromisse auszubrechen.
Es geht um die Freundschaft dreier Menschen und darum, wie alle bemüht sind, dieses Bild ihrer Freundschaft aufrechtzuerhalten, auch wenn sich längst vieles verschoben hat. Wie selbst innerhalb dieser gewachsenen alten Freundschaft jeder meint, den Anderen gegenüber ein gutes Bild abgeben zu müssen, eine gute Figur zu machen. Notfalls so lange, bis es nicht mehr auszuhalten ist. „Zusammen allein“ könnte die Geschichte auch heißen, wenn da nicht gleichzeitig viel Humor im Spiel wäre.
Es geht um unsere Unvollkommenheit, darum, dass wir nicht aus unserer Haut rauskönnen, und dass wir es trotzdem versuchen. Dass wir als Mitte 40-jährige die gleichen Rollen spielen wie als Teenager und das Leben doch weitergeht. Eben unvollkommen. Es geht um das scheinbare Paradox, das menschliche Geschichten für mich erzählenswert macht: Ein Mensch kann sich nicht ändern. Und: Ein Mensch kann sich ändern.
INTERVIEW MIT REGISSEUR FRANZ MÜLLER
Freundschaft ist ein zentrales Thema in HAPPY HOUR. Was bedeutet Freundschaft für dich? Und was macht besonders eine Männerfreundschaft aus?
Ein Freund und Filmemacherkollege hat nach einem Testscreening von HAPPY HOUR in der Schnittphase gesagt: Genau, so ist es! Das habe er schon beim Bund gehasst: Wenn mehr als zwei Männer über längere Zeit zusammen sind und keine Frau dabei ist, verhalten sie sich wie Arschlöcher. Und mit Frauen sei das übrigens genauso.
Da ist was dran, glaube ich, auch wenn ich in meinem Leben auch gute Situationen mit mehr als einem Freund erlebt habe. Ich habe mal in einer WG mit zwei Männern zusammen gewohnt, und das war toll. Ich glaube, eine Freundschaft funktioniert immer dann, wenn die einzelnen Menschen klar sind und nichts mit sich herumschleppen, was ohnehin eigentlich nichts mit den anderen zu tun hat. Aber wann ist das schon mal so im Leben?
Im Falle von “Happy Hour” schieben zwei der drei Männer einen gewaltigen ungelösten Berg vor sich her. Es ist bezeichnend, dass das nicht der von den dreien ist, der am Anfang heult. Denn der weiß ja eigentlich, wo er steht. Die anderen wissen es nicht, und das führt zu sehr aggressivem Verhalten, um es mal möglichst wertfrei zu formulieren.
Männerfreundschaft bedeutet mir persönlich gar nichts. Ich bin mit zwei Schwestern aufgewachsen und fühle mich eigentlich unter Frauen wohler. Ich fand Männerfreundschaften oft anstrengend, weil es fast immer auch um eine Positionierung geht. Und da hat mein Freund Dirk recht: Das wird schlimmer, wenn mehr als zwei Männer zusammen unterwegs sind.
Warum ausgerechnet Irland? Was ist das Besondere an dem Land, und wie war es dort zu drehen?
Meine Tante ist vor vielen Jahren nach Irland gezogen, und seit mehr als 20 Jahren wohnt auch ein Cousin von mir dort, zu dem ich einen engen Kontakt habe. Er hat auch bei “Happy Hour” mitgearbeitet als Location Scout, als Ausstattungsassistent, hat eigentlich überall geholfen, wo es brannte.
Ich habe mich schon bei meinem ersten Besuch in dieses Land verliebt, war inzwischen unzählige Male dort. Es ist vor allem dort im Südwesten so seltsam, dass es einerseits ländlich zugeht - man lässt sich Zeit, ist aufmerksam für sein Gegenüber -, und gleichzeitig ist es sehr international, weil viele Menschen aus der ganzen Welt dort hingezogen sind. Auch die Mischung aus Hippies und konservativen Bauern finde ich spannend. Da ist wenig Platz für Klischees und Abgrenzung. Denn es gibt vieles, was verbindet: Allen voran die Musik. Es ist beeindruckend, wie viele Menschen dort ganz einfach in Pubs einen Song singen oder auch mit anderen zusammen Sessions machen, dass man lange in der hiesigen Popmusik suchen muss, um ähnlich intensive musikalische Erfahrungen zu machen. Dazu sind die Iren kommunikativ, belesen, kennen sich mit Filmen aus, wissen immer eine gute Geschichte oder einen Witz zu erzählen. Das kommt mir als Filmemacher natürlich entgegen. Es war dann trotzdem interessant, dass das nicht bei allen Iren einfach auf das Spiel vor der Kamera übertragbar war.
Das Drehen in West Cork war aber insgesamt sehr entspannt. Wir haben erst eine Woche vor Drehbeginn die vielen Motive klar gemacht, und konnten ja angesichts unseres niedrigen Budgets außer einer Aufwandsentschädigung nichts anbieten. Aber alle haben mitgemacht. Es kommt ja der halbe Ort in dem Film vor und auch viele Menschen, die ich schon seit Jahren kenne.
Was ist Deine Happy Hour?
Was ist meine Happy Hour…? Offen gesagt, geht mir dieses ganze Gequatsche über Glück ziemlich auf den Geist. Glück ist doch ohnehin nichts, was man erzwingen kann, erarbeiten kann, schaffen kann, erreichen kann. Wenn man es sucht, findet man es nicht. Wenn man aufhört, es zu suchen, wird es sich einstellen. Aber natürlich nicht für immer. Glück ist für mich Zufall. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein – in jeder Beziehung.
VITA Franz Müller (Regisseur und Drebuchautor)
1965 geboren in Mosbach/Odenwald, aufgewachsen in Karlsruhe
1988- 94 Studium Freie Kunst an der Kunstakademie D?sseldorf bei Gerhard Richter und Oswald Wiener
1993- 96 Studium Kybernetik an der Kunstakademie Düsseldorf bei Oswald Wiener
seit 1998 Kinoprogrammarbeit für den Filmclub 813 im Kino in der Brücke/Köln
1999- 02 Postgraduiertenstudium an der Kunsthochschule f?r Medien in Köln, Bereich Film und Fernsehen u.a. bei Michael Lentz und Wolfgang Becker
1999 –09 Kinoprogrammarbeit f?r den Filmclub 813 in Köln
seit 2005 Mitherausgeber der Filmzeitschrift “Revolver”
2006 Stipendienaufenthalt in der Villa Aurora in Los Angeles (Drehbuch "Die Liebe der Kinder")
2015 lebt und arbeitet in Köln und Berlin
F I L MOGRAPHIE
2015 HAPPY HOUR (Buch/Regie), Spielfilm, Produktion: Gringo Films/Film Boutique/Ripple World Pictures/WDR/arte
2014 WORST CASE SCENARIO (Buch/Regie), Spielfilm, Produktion: Film Boutique
2012 LEICHTMATROSEN II, Kurzfilm, 31 Min. (Buch/Regie/Produktion)
2010 24 H MARRAKESH, Spielfilm, Episode “Matelots d’eau douce” 17/90 Min. (Buch/Regie), Produktion: Rif-Film
2009 DIE LIEBE DER KINDER, Spielfilm, 85 Min. (Buch/Regie), 2pilots Filmproduktion/WDR
2007 LEBEN ERFINDEN, 3 Kurzfilme (Produzent), im Auftrag der “Frankfurter Positionen”, Produktion: Filmzeitschrift Revolver
2003 (KEIN) SCIENCE FICTION, Spielfilm, 113 Min. (Buch/Regie/Schnitt/Produktion)
2002 FREITAGNACHT, Spielfilm, Episode “Vater & Sohn”, 12/72 Min. (Buch/Regie) Co-Produktion KHM/WDR
1998 MADONNA IST LÖWE, Kurzfilm, 19 Min. (Buch/Regie/Produktion)
In Postproduktion
MILLIARDEN JAHRE VOR DEM WELTUNTERGANG (Drehbuch/Regie/Produktion) Experimenteller Film, 43 min., Produktion: Datenstrudel GbR, Franz M?ller
In Entwicklung
DU BIST NICHT GENUG LEUTE! (Drehbuch/Regie) Kinofilm, Drehbuchförderung BKM, Produktion: Heimatfilm Cologne, shooting: 2015
Die Produktion
GRINGO films GmbH ist eine Kölner Kinoproduktionsfirma, die sich der Entwicklung und Produktion internationaler Kinofilme widmet. Zu diesem Zweck spezialisiert sich GRINGO auf internationale Koproduktionen, sowohl als majoritärer als auch minoritärer Produzent.
GRINGO wird von Steve Hudson und Sonja Ewers geführt. Ihre Erfahrungen auf dem Gebiet der internationalen Koproduktionen umfassen "True North", der beim Toronto Filmfestival seine Weltpremiere feierte und seitdem zahlreiche internationale Auszeichnungen erhalten hat, und "Lebanon", der den Goldenen Löwen in Venedig gewann. "Bethlehem" feierte seine Weltpremiere ebenfalls in Venedig auf dem 70. Internationalen Film Festival in 2013, wo er den ersten Preis in der Sektion Venice Days gewann. "Happy Hour" feierte seine Premiere auf dem Filmfest München 2015 und gewann den Förderpreis Neues Deutsches Kino für die beste Produktion. GRINGOs jüngster Film "Der 90 Minuten Krieg" befindet sich derzeit in Postproduktion.
HC (Hans-Christian)
Alexander Hörbe
Wolfgang
Simon Licht
Nic
Mehdi Nebbou
Buch und Regie
Franz Müller
Kamera
Bernhard Keller
Schnitt
Gesa Jäger
Ton
Siddho Varza
Sound Design/Mischung
Andreas Hildebrandt
Musik
Cherilyn Macneil
Kostüme
Monika Lange
Szenenbild
Utta Hagen
Produzenten
Sonja Ewers, Steve Hudson
Produktion (Firma)
GRINGO films GmbH
Koproduzenten
Markéta Polednová,
Katharina Jakobs,
Executive Producers
Jacqueline Kerrin,
Dominic Wright
Koproduktion (Firma)
Film Boutique GbR,
Ripple World Pictures
In Zusammenarbeit mit
WDR/Arte, der Film- und Medienstiftung NRW und dem Kuratorium Junger Deutscher Film
Drehbuch gefördert durch
FFA Filmförderungsanstalt
Kinostart | 12. Mai 2016 |
FSK | 6 |
Runtime | 95 Min. |
TechSpecs | Bildformat:1:1.85; Tonformat:Dolby Digital 5.1 |
DVD-Release | 10. Februar 2017 |
FSK | 6 |
Verpackung | Softbox |
Sprache | deutsch |
Untertitel | keine |
Laufzeit Hauptfilm | 95 Min. |
Label | Good Movies |
Distributor | Indigo |
BestellNr | DV 131678 |
EAN | 4015698007497 |
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