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Webseite zum Film Buch, Regie, Schnitt Miriam Jakobs und Gerhard Schick Idee und Recherche Frank Schauder Kamera Simon Guy Fässler, Philipp Künzli 2. Kamera Miriam Jakobs Ton Christian Lutz, Patrick Veigel, Elena Coderch Musik Daniel Almada, isenburg Quartett, Deirdre Gribbin Mischung Martin Stäheli Animationen SciVis (Scientific Visualization Unit of the Institute of Clinical Physiology of the National Research Council, Pisa): Tiziana Loni, Ilaria Carlone, Stefano Cianchetta, Monica Zoppè. Drew Berry, The Walter and Eliza Hall Institute of Medical Research
Producerin Stoffentwicklung Julia Cöllen Produktionsleitung Britta Strampe (Deutschland), Franziska Sonder (Schweiz) Redaktion ZDF 3sat Nicole Baum Redaktion SRF Urs Augstburger
Produzent Thomas Tielsch Koproduzentin Karin Koch
Mit Frank Schauder Leonard Metz Jennifer Glaus Florian Holsboer Deirdre Gribbin Sabina Gallati Sarah A. Teichmann Ivo Gut George Church Oliver Medvedik Anthony Cragg
Gefördert von:
Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein (FFHSH) Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) Deutscher Filmförderfonds (DFFF) Filmförderanstalt (FFA) Bundesamt für Kultur (EDI), Schweiz Zürcher Filmstiftung FONDATION SUISA |
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Ein Dokumentarfilm von Miriam Jakobs und Gerhard Schick Kinostart: 11. Juni 2015
Trailer
SYNOPSIS ![]() Ein kranker Arzt, ein brisanter Code, ein wagemutiger Blick in den Spiegel: Die Suche nach dem Ursprung seiner Depression stellt Frank Schauder vor existenzielle Fragen, konfrontiert ihn mit radikalen Zukunftsvisionen und führt ihn in atemberaubende Bild- und Klangwelten. DAS DUNKLE GEN erzählt eine sehr persönliche Geschichte aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln: Frank Schauder ist gleichzeitig Arzt und Patient. Als Patient kämpft er seit Jahren gegen eine immer wiederkehrende Depression, als Arzt will er diese ergründen. ![]() Die Suche nach den Wurzeln seiner Krankheit führt ihn ins Reich seiner eigenen Gene und beleuchtet gleichzeitig die fundamentalen Umwälzungen, die der modernen Gesellschaft durch die rasanten Fortschritte in der Genforschung bevorstehen. Ist der Mensch als vernunftbegabtes Wesen Herr über sein Leben oder wird unser Handeln und Fühlen bloß von biochemischen Prozessen bestimmt? ![]() Für Frank Schauder sind diese philosophischen Fragen existenziell – sowohl vor dem Hintergrund seiner Krankheit als auch im Hinblick auf seinen heranwachsenden Sohn dem er diese Krankheit vielleicht weitergegeben hat. Sie treiben ihn an zu einer bewegten Recherchereise auf der Suche nach fundierten Antworten. Auf seinem Weg begegnet er einer Reihe von Menschen – Forschern, Bastlern, Visionären –, die sich dem DNA-Code auf ganz unterschiedliche Weise verschrieben haben und unseren Blick auf die gesellschaftlichen Dimensionen der Gentechnik lenken. Der Film beschränkt sich dabei nicht auf die wissenschaftliche Sichtweise, sondern zeigt auch künstlerische Visionen und spielerische Umgangsformen mit dem genetischen Bauplan. ![]() Ebendiese kreativen Perspektiven brechen die scheinbare Determiniertheit, die in unserem Genom steckt und eröffnen einen inspirierenden und tröstlichen Blick auf die Einzigartigkeit des Lebens. So findet Frank Schauder zwar in der Genetik letztlich weder Gewissheit noch Heilung, aber seine Reise, sein unbedingter Wunsch, sich selbst besser zu verstehen, hilft ihm dabei, sich weiter aus den Fesseln seiner Krankheit zu lösen und wieder zurück ins Leben zu finden.
DER FILM ![]() Frank Schauder hat Medizin studiert und einige Jahre als Neurologe praktiziert. Eine schwere Depression unterbrach seine Karriere und warf sein Leben aus der Bahn. Er wurde arbeitsunfähig, schloss sich über ein Jahr lang in sein Zimmer ein und quälte sich mit Selbstmordgedanken. Schließlich begab er sich in stationäre Behandlung, erhielt starke Medikamente und sein Zustand besserte und stabilisierte sich. ![]() Lichtblicke für ihn sind die Skype-Telefonate und Treffen mit seinem 16-jährigen Sohn Leonard, der bei seiner Mutter in einer anderen Stadt wohnt. Frank Schauder hängt an seinem Sohn, und ohne ihn hätte er die schlimmsten Phasen seiner Depression nicht überlebt. Dennoch ist die Verbindung zu Leonard schmerzvoll, denn er wäre gern mehr für ihn da. Außerdem plagt ihn die Sorge, er könne seinem Sohn seine Krankheit vererbt haben. Denn seit Generationen tritt die Depression in der Familie auf. Mehrere Angehörige haben die Krankheit nicht überlebt. Um für sich selbst die bestmögliche Form der Therapie zu finden, will Frank Schauder die Wurzeln seiner Krankheit entdecken. Dabei hilft ihm seine medizinische Ausbildung. ![]() Auf diesem Weg stößt er auf die rasanten Fortschritte im Bereich der Genom-Sequenzierung. Genetische Analysen versprechen wertvolle Erkenntnisse über die Entstehung und Therapie der Depression. Frank Schauder entschließt sich zu einem Selbstversuch: Er will den Blick in seine Gene wagen. Was als wissenschaftliche Recherche beginnt, entwickelt sich unter der Hand zu einer Auseinandersetzung auch mit existenziellen Fragen. So trifft Frank Schauder in Harvard den Molekulargenetiker der ersten Stunde, Prof. Dr. George Church, eine Koryphäe auf dem Gebiet der synthetischen Biologie. George Church sieht den nächsten logischen Schritt der Evolutionsgeschichte darin, dass der Mensch als Techniker auch die Veränderung seines Erbguts weiter vorantreibt. Die DNA lesen zu können, geht für ihn einher damit, sie auch zu verändern, um Krankheiten zu heilen, von vorneherein auszuschließen oder – in einer von Church antizipierten nahen Zukunft – auch Alterungsprozesse umzukehren. ![]() Der Medizin, aber auch der Gesellschaft stehen damit fundamentale Umwälzungen bevor. Informationen werden verfügbar, die uns in die Vergangenheit und in die Zukunft blicken lassen. Sie können unser Leben retten, uns aber auch schaden; wie gehen wir damit um? Wie ertragen wir das Wissen darüber, welche Krankheiten wir oder unsere Kinder zu erwarten haben? Wie beeinflusst das unsere Lebensentwürfe? ![]() Bei seiner Auseinandersetzung mit diesen Fragen öffnet sich Frank Schauder auch künstlerischen Perspektiven auf den Quellcode des Lebens. Bild- und tongebende Verfahren transformieren den menschlichen Gencode in einen sinnlich erfahrbaren Bereich. Diese Darstellungen sind von berührender Schönheit und überraschender Nähe zur bildenden Kunst und zur Musik; die abstrakte Folge der DNA-Buchstaben ACTG wird konkret erlebbar. ![]() Frank Schauder begegnet Künstlern, die fasziniert mit genetischen Bauplänen arbeiten, gleichzeitig aber mit ihren Werken Freiräume aufzeigen, die die Genetik -zumindest derzeit- nicht anbietet. „Lebe ich mein Leben, oder lebt es mich?“: Diese existenzielle Frage, die Frank Schauder dem Molekulargenetiker Church fast verzweifelt stellt, wird hier auf eine tröstliche Art beantwortet. Für Frank Schauder wird die intensive Suche nach seinem „dunklen Gen“ auch ohne das erhoffte klare Ergebnis zur unverhofft positiven Erfahrung: Die motivierte und engagierte Beschäftigung mit seinen Ängsten und Perspektiven trägt zu seinem Gesundwerden bei. Und so fasst er auch die Ergebnisse seiner Recherche für seinen Sohn zusammen: „Die DNA gibt Dir die Karten fürs Leben. Was Du dann daraus machst, ist eine andere Geschichte.“
DIE PROTAGONISTEN ![]() Prof. Dr. Sabina Gallati, Humangenetikerin am Inselspital Bern, ist Spezialistin für medizinisch-genetische Analytik. Mit ihrem 20-köpfigen Team führt sie pränatale Tests durch und berät werdende Eltern in genetischen Fragen. „Die Hauptaufgabe der Molekulargenetik ist, dass man eigentlich unsichtbare Dinge versucht, sichtbar zu machen. Das hat die Natur gut arrangiert, dass eben das Wesentliche in uns nicht sichtbar ist.“ Sie ist der Meinung, dass viele der krankmachenden Varianten und vor allem ihr Zusammenwirken noch zu unbekannt sind, um Menschen dazu zu ermutigen, aufs Geratewohl ihre Gene analysieren zu lassen. Die Frage nach der „Normalität“ hält sie nicht für weiterführend, weder in ihrem Institut noch in der Gesellschaft. „Was wir hier mit „normal“ meinen, ist eigentlich Durchschnitt. Und wie erstrebenswert Durchschnitt ist, das ist ja die Frage!“. ![]() Der Genomforscher Prof. Dr. Ivo Gut ist Direktor des Nationalen Genom-Analyse-Zentrums in Barcelona. Dort steht in einer ehemaligen Kathedrale auch der Super-Computer Mare Nostrum, der den Kirchenraum vollständig ausfüllt. Ivo Gut glaubt nicht, dass die Schöpfung ausrechenbar ist. „Angenommen, ich wäre Gott. Das letzte, was ich tun würde: alles vorbauen. Nein, ich würde ein System bauen, das sich selbst entwickeln kann. Die Natur ist „Gott“: Die Idee, ein System sich selbst entwickeln zu lassen, ist absolut genial.“ ![]() Der Molekulargenetiker und Gründer des Personal Genome Projects, Prof. Dr. George Church (Harvard) glaubt, dass die Genetik bald in der Lage sein wird, die Alterungsprozesse im menschlichen Körper zu stoppen und sogar rückgängig zu machen, sodass niemand mehr an altersbedingten Krankheiten sterben muss. Er gilt als Koryphäe und Visionär auf seinem Gebiet. Den Menschen betrachtet er ehrfürchtig als die einzige Maschine, die in der Lage ist, sich selbst zu verändern und Empathie zu zeigen. Die Frage, ob er sich bei seiner täglichen Arbeit am menschlichen Erbgut wie Gott fühlt, verneint er. „Wir tun nichts Übermenschliches. Wir verändern zwar unser Menschsein. Trotzdem sind wir nur Techniker, die ihre Arbeit tun. Wir Menschen verändern uns, seit wir angefangen haben, Feuer zu machen.“ ![]() Deirdre Gribbin ist eine der exponiertesten Komponistinnen zeitgenössischer Musik. Ihre Werke werden weltweit aufgeführt, etwa im renommierten Lincoln Center in New York. Ihr Sohn wurde mit dem Down Syndrom geboren. Das ließ in ihr den Wunsch entstehen zu lernen, wie man die DNA auch für Laien verständlich machen kann. „Ich wollte zurück zu den Grundfragen: Was ist überhaupt unsere DNA? Worin steckt die Erbinformation? Es ist fast, als würde man eine neue Sprache lernen.“ Das European Bioinformatics Institute, an dem sie zusammen mit der Genombiologin Dr. Sarah A. Teichmann komponiert, ist für bahnbrechende Entdeckungen auf dem Gebiet der Genetik bekannt. Anhand ihrer Komposition Hearing Your Genes Evolve erläutert Deirdre Gribbin ihren künstlerischen Umgang mit Daten aus der DNA. ![]() „Ich will nichts ausdrücken. Ich will erfahren, was das Material mir zu sagen hat.“ Der Brite Tony Cragg, Bildhauer und von 2006 bis 2013 Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie, hat sich eingehend mit genetischen Codes beschäftigt. Seine Arbeiten, die er Evolution von Formen nennt, lassen dieses Wissen erahnen und gehen doch darüber hinaus: Sie achten die dem Material innewohnenden Kräfte und vergegenwärtigen gleichzeitig die gestalterische Freiheit, die entsteht, wenn man sich dem Diktat des Vorgegebenen nicht beugt. Dieses Verständnis ist für ihn auch körperlich erfahrbar: „Gene sind eigensinnige, selbstsüchtige kleine Bestien, die ums Überleben kämpfen. Ein Tony Cragg? Die wissen gar nicht, dass ich da bin, obwohl ich viele von denen habe.“ Dr. Oliver Medvedik ist Mitbegründer des New Yorker Gemeinschaftslabors Genspace, das mittlerweile sogar eine Lizenz zur Genmanipulation hat. Parallel wird dort an einem Verhaltenskodex für die Bio-Hacker-Szene gearbeitet. Im Zentrum steht dabei der Gedanke einer Demokratisierung der Gentechnologie: Die Gesellschaft soll über die entstehenden Forschungsergebnisse verfügen können, damit die Fortschritte nicht nur den Interessen von Konzernen und Konsortien dienen. Nach den Gefahren eines solchen öffentlichen Genetik-Laboratoriums gefragt, schüttelt er den Kopf: „Hier im Labor ist es sicherer als draußen. Wir kennen uns mit unseren Bakterien aus.“
REGIEKOMMENTAR MIRIAM JAKOBS UND GERHARD SCHICK Den Protagonisten unseres Films, Dr. Frank Schauder, lernten wir vor 20 Jahren während unseres Studiums an der Uni Köln kennen. Er war ein lebhafter und ambitionierter Medizinstudent, mit vielen Talenten und einem ungewöhnlichen Geist begabt. Als einer von wenigen Naturwissenschaftlern tauchte er immer wieder auch in den Hörsälen der Geisteswissenschaftler auf und besuchte mit uns Veranstaltungen zu Philosophie, Literatur und Medien. In den Semesterferien reisten wir nach Israel und nach Brasilien und drehten dort gemeinsam unsere ersten Filme. Als Frank gegen Ende seines Studiums an einer Depression erkrankte, veränderte dies sein gesamtes Dasein. Wir mussten miterleben, wie die Krankheit ihn daran hinderte, seinen Beruf so auszuüben, wie es seinen Anlagen entsprach. In dieser entscheidenden Lebensphase, in der wir uns ganz auf unsere persönliche Entwicklung und berufliche Laufbahn konzentrieren konnten, wurde er von der Krankheit über Monate und Jahre hinweg paralysiert. Wir erfuhren so aus nächster Nähe, welche Macht die Krankheit Depression über das Leben eines Menschen gewinnen kann, und wie unmöglich es oftmals scheint, jemals wieder aus diesem Tief herauszufinden. Da das Krankheitsbild Depression in Franks Familie seit Generationen immer wieder auftritt und mehrere nahe Verwandte dadurch zu Tode kamen, wirkte seine Situation besonders hoffnungslos. Umso faszinierender war es dann für uns zu erleben, wie Frank – langsam zwar und mit vielen Rückfällen, aber zunehmend sicherer – ins Leben zurückfand. Er wollte mehr wissen über die dunkle Wolke, die über seiner Familie schwebte, auch aus Sorge um seinen Sohn Leonard, an den er die Krankheit vererbt zu haben befürchtete. Deswegen hatte er begonnen, sich mit Genetik und Biochemie zu beschäftigen. Dabei stieß er auf eine aktuelle Entwicklung, von der er hoffte, dass sie für sein Leben von entscheidender Bedeutung sein würde: Die rasanten Fortschritte im Bereich der Genom-Sequenzierung. Von einer genetischen Analyse versprach sich Frank wertvolle Erkenntnisse sowohl über die Entstehung als auch für die Therapie seiner Krankheit. Diese neuen Möglichkeiten ließen Frank hoffen, und wir waren gefesselt von seinen Berichten über die vielversprechenden aber auch ambivalenten Technologien, die unser Gesundheitssystem in naher Zukunft nachhaltig verändern werden. Franks persönliche Geschichte und das starke gemeinsame Interesse an diesem gesellschaftlich so relevanten Thema ließen die Idee zu diesem Film entstehen. Wir begleiteten Frank bei seiner Reise auf der Suche nach seinem ‚dunklen Gen’, und mit ihm tauchten wir in die komplexe Dynamik der Genforschung ein. Dabei begegneten wir nicht nur passionierten Wissenschaftlern, sondern auch Künstlern, die uns mit ihrem kreativen Zugriff auf genetische Zusammenhänge überraschten und uns ganz neue Sichtweisen eröffneten. Im Zuge dieser intensiven Auseinandersetzung begann sich Franks Blick auf die eigene Krankheit sukzessive zu verändern und auch wir erlebten einschneidende Perspektivenwechsel. Zudem standen wir immer wieder vor der Herausforderung, die dem menschlichen Auge verborgene Welt der Gene filmisch sichtbar und sinnlich erfahrbar werden zu lassen. Denn obwohl die Gene unser Leben entscheidend bestimmen, weiß kaum jemand, wie man sich diese Prozesse vorstellen soll. Und so zählt die filmische Erschließung naturwissenschaftlicher Bildwelten zu den spannendsten ästhetischen Entdeckungen, die wir während der Produktion des Filmes machen durften.
Die Krankheit Etwa fünf Prozent der deutschen Bevölkerung leidet an einer behandlungsbedürftigen Depression - das sind etwa vier Millionen Menschen. Noch etwa drei bis vier Mal größer ist die Zahl derjenigen, die irgendwann im Laufe des Lebens an einer Depression erkranken. Damit ist die Depression die am häufigsten auftretende psychische Erkrankung in Deutschland. Die milde Art von Depression, die wohl die meisten Menschen schon einmal selbst erlebt haben, wird als „depressive Verstimmung“ bezeichnet: eine vorübergehende, manchmal durchaus sehr belastende Verschlechterung der Stimmung. Sie kann vielfältige Ursachen haben - der Verlust des Jobs, Krankheiten oder Todesfall, das Scheitern einer Beziehung oder auch harmlosere Gründe. Der berühmte burn out jedoch trägt den Fachbegriff der „erschöpfungsbedingten Depression“. Eine schwere Depression verändert den Menschen in vielerlei Hinsicht. Es gibt eine ganze Reihe typischer Symptome: die traurige Verstimmung, die Unfähigkeit zur vorausschauenden Planung, Magen-Darm-Störungen und der Verlust des sexuellen Interesses. Depressive schlafen sehr schlecht, wachen früh auf, können nur mit größter Anstrengung ihre Tagesgeschäfte erledigen. Sie haben Konzentrations-Probleme, manche erleben massive Gefühle von Schuld und eigener Wertlosigkeit. Schwere klinische Depressionserkrankungen von der Art, an der wohl auch der Torwart Robert Enke litt, verlaufen in der Regel in Schüben - die Betroffenen stürzen immer wieder in tiefe emotionale Täler. Das Leben erscheint ihnen sinn- und hoffnungslos. In diesen Phasen können sich die Erkrankten oft nicht vorstellen, dass es ihnen jemals wieder besser gehen könnte. In schweren Fällen werden Depressive von einem intensiven Todeswunsch beherrscht, der in aller Regel ausschließlich auf die eigene Person bezogen ist. Bei der Mehrheit der Menschen vergeht die gedrückte Stimmung eines Tages wieder. Bei anderen wird aus der depressiven Verstimmung irgendwann allerdings eine chronische Depression. Um ihr zu entkommen, nehmen sich jährlich bis zu 10.000 Deutsche das Leben, oft wohl auch, weil ihnen in ihrer Depression nicht geholfen wurde. Es gibt Patienten, die ihre Krankheit perfekt verbergen können. Sie schämen sich, sie befürchten, dass sie ihren Job, ihre Freunde oder ihre Kinder verlieren. Die große Tragik in diesen Fällen ist, dass die Krankheit behandelbar ist, wenn auch nicht problemlos. Doch warum trifft das Leiden den einen und verschont den Nächsten? Die eigentlichen Ursachen der Depression „sind noch immer ein Rätsel“, sagt Florian Holsboer, bis 2014 Direktor des Max Planck Instituts für Psychiatrie in München. Klar sei immerhin, dass sowohl die genetische Veranlagung als auch die Umwelt zur Entstehung einer Depression beitrügen. „Der Ausbruch der Erkrankung folgt einem Spiel zwischen genetischer Veranlagung, die man als Risikopaket mit sich trägt, und dem, was die eigene Biografie einem auferlegt“, meint der Experte. Die Depression schlummert dann wie ein verborgenes Virus im Patienten. Gerät in ihm die Gefühlswelt in eine Schieflage, weil er zum Beispiel von seiner Frau verlassen wird,, bricht sich die Depression ihre Bahn. Bestimmte Ereignisse im Leben können die Arbeit der Gene im Hirn und auch die Gene selbst verändern und die Neigung zu Depressionen erhöhen. Im Gehirn von Selbstmordopfern, die in früher Kindheit misshandelt worden waren, fanden Forscher dieselben Veränderungen wie bei systematisch vernachlässigten Versuchstieren. Es wird deutlich, dass die soziale Umwelt eines Kindes einen tief greifenden Einfluss nicht nur auf das gesamte spätere soziale Verhalten hat, sondern auch auf die Physiologie des ganzen Körpers. Derzeit untersuchen große internationale Forschungskonsortien das Erbgut von Tausenden Kranken und Gesunden, um jene Genvarianten zu enttarnen, die für die Veranlagung von Depressionen verantwortlich sind. Wissenschaftler am Münchner Max Planck Institut für Psychiatrie etwa suchen Biomarker, die gemeinsam mit Gentests Aufschluss darüber geben sollen, ob und wenn ja, an welcher speziellen Art der Depression ein Patient leidet. Der Protagonist des Films, Frank Schauder, erhält keine eindeutige Diagnose einer genetisch nachweisbaren Depressionserkrankung und erfährt auch keine abschließende Heilung. Seine Beschäftigung mit der Genetik trägt jedoch durchaus zu seiner Gesundung bei. Sie hilft ihm, aus der Lethargie des Depressionsschubs herauszufinden und wieder aktiv am Leben teilzunehmen.
BUCH UND REGIE Miriam Jakobs Miriam Jakobs (geboren 1972) studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, Deutsche Philologie und Englische Philologie in Köln und besuchte die Sommerschule der Universität Cambridge. Nach ihrem Magisterexamen 1997 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Köln und an der Hochschule für Fernsehen und Film München. Seit 2008 arbeitet sie als selbständige Filmautorin und Medienberaterin, und sie unterrichtet als Dozentin an verschiedenen Hochschulen, u.a. an der HFF München und der ifs Köln. Filmographie (Auswahl):
Gerhard Schick Gerhard Schick (geboren 1970) studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, Deutsche Philologie und Geschichte in Köln und Tel Aviv. Bereits während seines Studiums übernahm er Filmprojekte im In- und Ausland Seit 1999 arbeitet er international als Filmautor, Kameramann und Cutter, vorwiegend für das öffentlich-rechtliche Fernsehen. Er unterrichtet als Lehrbeauftragter an verschiedenen Hochschulen und Bildungseinrichtungen. Filmographie (Auswahl):
PRODUKTIONSFIRMEN Filmtank Filmtank ist eine Produktionsfirma für Dokumentarfilme und crossmediale Inhalte mit Sitz in Hamburg, Berlin und Stuttgart/Ludwigsburg. Seit 2001 realisiert Filmtank hochwertige, internationale Dokumentarfilme für Kino und Fernsehen sowie TV-Dokumentationen. Viele der Produktionen haben internationale Auszeichnungen erhalten. Während in Hamburg und Ludwigsburg vorwiegend Kinofilme hergestellt werden, konzentriert sich das Büro in Berlin auf die Produktion von crossmedialen Inhalten. Hier werden neben Filmen auch Games, Apps, interaktive Graphic Novels und Web-Dokumentationen sowie andere interaktive Medien und Projekte entwickelt. www.filmtank.de
Dschoint Ventschr Dschoint Ventschr Filmproduktion entwickelt, produziert und verkauft Filme, die sich hauptsächlich mit den Aspekten Cross Culture, sowie Politik und Gesellschaft befassen: Spiel- und Dokumentarfilme, die das Aufeinandertreffen von verschiedenen Kulturen thematisieren. Dschoint Ventschr arbeitet konsequent an der Weiterentwicklung einer modernen filmischen Bildsprache und nützt die kreativen Möglichkeiten neuer Technologien. www.dschointventschr.ch |